Das Delitzscher Land liegt im Nordwesten Sachsens und umfasst den westlichen Teil des Landkreises Nordsachsen. Es grenzt im Norden und Westen an Sachsen-Anhalt. Im Süden schließen sich die Städte Markranstädt und Leipzig an sowie im Osten die Dübener Heide.
Das Gebiet umfasst eine Fläche von 580,14 km² mit 10 Kommunen und 110 Ortschaften im Landkreis Nordsachsen. Derzeit leben insgesamt 80.849 Einwohner in der Region.
Es liegen die folgenden zehn Kommunen vollständig im LEADER-Gebiet Delitzscher Land.
Akustische Reise durch den Leipziger Norden – Das delitzscher land
Im Sommer 2021 haben Studierende der TU Dresden einen besonderen Blick auf das Delitzscher Land geworfen. In zahlreichen Gesprächen mit regionalen Akteur*innen entstand ein Film, der die Region porträtiert. Auch weitere Regionen rund um Leipzig werden thematisiert. Der Teil zum Delitzscher Land startet ab Minute 04:04.
Der Film entstand durch Studierende des Studiengangs Landschaftsarchitektur der TU Dresden im Rahmen der Sommerschule „Landschaft in Suburbia“ (Organisation: K. Anders, C. Schmidt, P. Herrmann, F. Etterer). Die Sommerschule ist Bestandteil des BMBF-Verbundvorhabens „StadtLandNavi“ (stadtlandnavi.de/).
Delitzscher Landinventur
Was ist die Delitzscher Landinventur?
Mit der Landinventur werden Daten über die Dörfer erhoben, von den Bewohner:innen selbst mithilfe einer digitalen Plattform. Die Ergebnisse machen die Lebensrealität und Besonderheiten der Dörfer sichtbar. Mit diesem Wissen wollen wir ein anderes Bild des ländlichen Raumes zeigen, als in den Medien und viel zu groben Statistiken erzählt wird.
Entwickelt und erprobt wurde die Landinventur in Mecklenburg-Vorpommern als gemeinsames Projekt von Bürger:innen und Forscher:innen. Im Oktober 2021 haben wir diese Idee ins Delitzscher Land geholt. Eine Delitzscher Landinventur.
Die Dateneingabe erfolgt über www.landinventur.de. Hier können Sie sich auch alle erhobenen Dörfer auf einer interaktiven Landkarte ansehen und ihre eigenen Auswertungen vornehmen.
Daten über die Delitzscher Landinventur
Erhoben wurden unsere Daten im Oktober und November 2021. Sie beschreiben das Leben, Ernten Wirtschaften und das Engagement auf den Dörfern im Delitzscher Land. Sie kommen aus 71 der 108 Dörfer, also ca. 65% und geben ein durchaus repräsentatives Bild ab. In ihrer Genauigkeit sind die Dorfdaten unterschiedlich, wurden aber in aller Regel sehr gewissenhaft eingetragen und setzen sich aus der Perspektive bzw. gemeinsamen Erhebung mehrerer Bewohner und Bewohnerinnen zusammen.
- 10 Haltepunkte der mobilen Forschungsstation
- 71 Dörfer wurden bis November 2021 eingetragen
- Über 120 Beteiligte vor Ort
- Über 2500 Orte von besonderem Interesse wurden kartiert
- Über 5500 Datenpunkte gesammelt
- Zahlreiche Presseartikel sind über die Landinventur im Delitzscher Land erschienen
Geschichten in Zahlen – Erkenntnisse aus der Delitzscher Landinventur
Die folgenden Auswertungen stammen aus dem Abschlussbericht des Thünen-Instituts für Regionalentwicklung (S. 9/10) und beziehen sich auf die inventarisierten 71 Dörfer. 37 Dörfer des Delitzscher Landes wurden bislang noch nicht erfasst. Auch die drei Kernstätte Delitzsch, Schkeuditz und Taucha fanden keinen Eingang in die Landinventur.
Biegt man ins Delitzscher Land ein, verändert sich der Blick. Die Landschaft dehnt sich aus und zwischen den weiten Feldern braucht es einen Moment, bis man Anhaltspunkte zur Orientierung findet und erst auf den zweiten Blick werden die Differenzen und Feinheiten deutlicher: eine große Gewerbeansammlung auf der einen und die kleine Windmühle auf der anderen Seite. Es gibt hier große Orte mit großen Unternehmen, Neubaugebiete und viel Zuzug. Aber auch kleine Dörfer mit großen Gärten hinter historischen Vierseithöfen und verschlungenen Straßen. Die Vielseitigkeit dieser Orte spiegelt sich auch in den gesammelten Daten wider. Zwar haben wir mit der Landinventur ein Durchschnittsdorf als Anhaltspunkt berechnet, aber der Blick auf die Karten verrät weiterhin: Das Delitzscher Land ist eine Region sehr unterschiedlicher Größen, Geschichten und Besonderheiten.
Leben
Ernten
Wirtschaft
Engagement
Regionsbeschreibung aus der SWOT
Wirtschaft und Arbeit
Stärken
- starkes Logistik-Cluster
- hohe Beschäftigtenquote
- Nähe zu Leipzig und Halle
- Ertragreiche und großschlägige landwirtschaftliche Fläche
- Große Bemühungen beim Ausbau erneuerbarer Energien in der Vergangenheit
- Sehr gute überregionale Verkehrsanbindung
- qualifiziertes Arbeitsplatzangebot in der Region
Schwächen
- geringer Bestand regional wirtschaftender Unternehmen
- wenig Verwurzlung der mittelständigen Unternehmen in der Region
- Fachkräftemangel (insbes. in Tourismus, Gastronomie, Landwirtschaft)
- wenig Direktvermarkter
- wenig Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse in der Region
- geringer Bestand an Klein- und Kleinstunternehmen
- hohes Pendler:innenaufkommen und wenig Verknüpfung von Arbeiten und Wohnen
Chancen
- starkes Logistik-Cluster
- hohe Beschäftigtenquote
- Nähe zu Leipzig und Halle
- Ertragreiche und großschlägige landwirtschaftliche Fläche
- Große Bemühungen beim Ausbau erneuerbarer Energien in der Vergangenheit
- Sehr gute überregionale Verkehrsanbindung
- qualifiziertes Arbeitsplatzangebot in der Region
Risiken
- starkes Logistik-Cluster
- hohe Beschäftigtenquote
- Nähe zu Leipzig und Halle
- Ertragreiche und großschlägige landwirtschaftliche Fläche
- Große Bemühungen beim Ausbau erneuerbarer Energien in der Vergangenheit
- Sehr gute überregionale Verkehrsanbindung
- qualifiziertes Arbeitsplatzangebot in der Region
Grundversorgung und Lebensqualität
Stärken
- wachsende Bevölkerungszahlen in der Region
- Wohlstandsanstieg durch wirtschaftliche Entwicklung
- gute Gesundheitsversorgung in der Region
- hohes soziales Engagement durch Vereinsarbeit
- gute Einkaufsmöglichkeiten in den zentra-len Orten und größeren Gemeinden
- gutes Kinderbetreuungsangebot
- zeitgemäßer Breitbandausbau
- dichtes ÖPNV-Netz mit S-Bahnanschlüssen nach Leipzig und Halle
- sehr gute überregionale Verkehrsanbindung
Schwächen
- Landschaftsverlust durch Siedlungs- und Wirtschaftswachstum
- Defizite im Mobilitätsangebot jenseits des motorisierten Individualverkehrs, besonders abseits der städtischen Gebiete im Norden und Osten der Region
- geringe Nutzungsdichte der ÖPNV-Angebote
- Potenzial des Radverkehrs vor dem Hintergrund des wachsenden Bedarfs nicht ausreichend genutzt
- zu wenige Freizeitangebote für Jugendliche undjunge Erwachsene
- zu wenig Wohnraumangebote für spezifische Bedarfe
- teilweise Defizite in der Versorgung mit regional produzierten Wirtschaftsgütern
Chancen
- gesicherte Versorgungsstandorte durch Bevölkerungszuwachs
- gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt durch Bevölkerungswachstum
- Dorfgemeinschaften als tragfähige Strukturen für den Ausbau der Gemeinwesenarbeit
- Förderung der Willkommenskultur
- Potenzial an Ehrenamt der Generation Ü60 nutzen
- Gestaltungsmöglichkeiten durch Zuzug für strategische Siedlungsentwicklung nutzen
- Potenzial für attraktive Radregion
- Energie der jungen Bevölkerung für Veränderungsprozesse nutzen
Risiken
- schwindendes soziales Engagement durch rückläufige Mitgliederzahl in Vereinen durch COVID-19-Pandemie
- Anpassungs- und Neubedarf an Infrastrukturen
- Überforderung Einzelner im Ehrenamt Aktiver
- Hohe Nachfrage nach Bauland führt zur Flächenverlust
- Soziale Konflikte durch fehlende Integration
Tourismus und Naherholung
Stärken
- attraktiven Seenlandschaft mit Aktivangeboten und geschützten artenreichen Naturräumen
- unberührte Auenlandschaft an der Mulde
- Gemeinsame Vermarktung durch die Des-tination „Leipzig Region“
- sehr gute überregionale Anbindung
- überregional bedeutsame Radwege
- baukulturelle und kulturhistorische Highlights (z.B. Mühlenregion Nordsachsen, Schlösser)
- historische Park- und Gartenanlagen
- kulturelle Highlights mit überregionalem Potential (z.B. Haynaer Strand, Genossenschaftsmuseum)
- gutes Reitangebot (Reiterhöfe, Reiterdorf Löbnitz)
- Gästepotential durch die Großstadt Leipzig mit Erholungsbedarf
Schwächen
- zu wenig regionale, attraktive Rundwege (Wandern, Reiten, Radfahren)
- Seen teilweise unzureichend erschlossen (sowohl Infrastruktur, als auch Marketing)
- fehlende Entwicklung und Vermarktung von historischen Parkanlagen Quantitätsdefizite in der Beherbergung und Gastronomie insbesondere entlang von Radrouten
- geringe Vielfalt und Qualitätsdefizit bei Beherbergung und Gastronomie (z.B. barrierefreie Angebote)
- geringer Vernetzungsgrad einzelner tou-ristischer Angebote
- zu wenig organisierte Erlebnisangebote
- Nutzungskonflikte mit Naturschutz
- Sehenswürdigkeiten teilw. nicht zugängig (z.B. Mühlen)
- Leit- und Informationssystem nicht vollständig und fehlende digitale Informationsangebote
- Lärmbelastung durch drei Flughäfen, kein Nachtflugverbot
- Mangel an saisonverlängernden und saisonunabhängigen Angeboten
- zu geringe Berücksichtigung von regionalen Qualitäten (z.B. regionale Produkte)
Chancen
- Tourismusverein LEIPZIG REGION bietet professionelle Organisationsstruktur für Ausbau, Vernetzung und Vermarktung touristischer Potenziale
- wachsende Zielgruppe der „Best Ager“ durch demografischen Wandel
- steigende Nachfrage nach Nahzielen
- wachsende Attraktivität der Region für Tourist:innen, Bewohnende und Unternehmen mit hohem Anspruch an ein mitarbeiterfreundliches Umfeld
- Potenzial für naturnahen Tourismus mit Umweltbildung
- Entwicklung hin zur erlebnisreichen und modernen Wasserregion
- Entwicklung als attraktive Radregion
Risiken
- Gefährdung des Erholungspotentials durch neue Infrastrukturen
- fehlende Profilierung von Angeboten und touristischer Infrastruktur bei gleichzeitig wachsender Konkurrenzsituation zu angrenzenden Destinationen und Angeboten
- Fachkräfte- und Nachfolgemangel der Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe
- geringe Beachtung von Qualitätsstandards in Angebot und Service
- Empfindlichkeit der neuen Landschaften (z.B. Uferbefestigung)
- Digitalisierung wird durch Anbietende nicht berücksichtigt
Bilden
Stärken
- Gutes Angebot der Kindertagesbetreuung
- Schulstandortsicherheit durch stabile Schüler:innenzahlen
- Organisationsstrukturen und Infrastruktur mit breitem Angebot für Erwachsenenbildung vorhanden (auch digital)
- Wachsender Bildungshunger der „Best Ager“
- Infrastruktur für digitale Bildungsangebote vorhanden
Schwächen
- Fachkräftemangel im Bildungsbereich
- örtlich teils sehr hohe Auslastung der Bildungseinrichtungen
- geringe Auseinandersetzung mit Folgen der hohen regionalen Wachstumsdynamik
- fehlende spezifische Inhalte in der Erwachsenenbildung
- Mängel in der digitalen/räumlichen Erreichbarkeit von Bildungsangeboten
- Mangel an Bildungs- und Begegnungsangeboten zur Förderung der Integration
- Nicht ausreichende Angebote im Bereich BNE
Chancen
- Vielfältigere Bildungsangebote durch stabile Auslastung
- Stärkung von bürgerschaftlichem Engagement durch spezifische Bildungsangebote
- nachhaltige Entwicklung der Region durch Bildung und Sensibilisierung
- Integration von Zuziehenden und Migrant:innen durch passende Bildungs- und Partizipationsangebote
- Verknüpfung von schulischen und außerschulischen Bildungsangeboten
Risiken
- Schaffung von Überkapazitäten durch kurzfristigen Nachfragedruck
- Punktuelle Überlastung der Bildungsinfrastruktur durch Bevölkerungszuwachs
- Fehlendes Zueinanderfinden von Bildungsangebot und Nachfrage
Umwelt und Natur
Stärken
- Vielzahl von (großflächigen) Schutzgebieten und Natura 2000 Gebieten mit hohem naturschutzfachlichem Wert
- geringe Zersiedlung
- Diversität an Lebensräumen (Land und Wasser)
- rechnerisch überdurchschnittlich hohe Deckung des Bedarfs elektrischer Energie durch erneuerbare Energien
- Mix an erneuerbaren Energien (Freiflächen-Photovoltaik, Auf dach-Photovoltaik, Windenergie, Biomasse)
- Interessenausgleich durch aktiven Landschaftspflegeverband
Schwächen
- strukturarme, ausgeräumte Landschaft
- mangelnde ökologische Gewässergüte vieler Fließgewässer( -abschnitte)
- starke Zunahme von Trockenperioden mit Absinken des Grundwasserspiegels und Austrocknung von Oberflächengewässern
- unsanierte Gewässer II. Ordnung, Gräben und Teiche bedürfen Sanierung
- ungenügender Hochwasserschutz in einigen Gemeinden bei Starkregen
- hoher Grad an Neuversieglung
- fehlende Institutionalisierung der Themen Klimaschutz und erneuerbare Energien
Chancen
- Potenzial der Bergbaufolgelandschaft für naturnahe Landschaftsentwicklung
- Schaffung von Biotopverbünden durch Strukturanreicherungen
- Boden- und Wasserschutz durch nachhaltige Landbewirtschaftung
- Aufwertung von Flächen durch abgestimmte Ausgleichsmaßnahmen der Entsieglung und Renaturierung
- Potenzial für Wasserhaushalt und landschaftliche Strukturelemente durch Vielzahl von vorhandenen Gräben
- Verbindung von Effizienz und Steigerung regionaler Wertschöpfung beim Repowering und Ausbau von erneuerbarer Energien
- Schaffung von Synergieeffekten durch regional abgestimmte Klimaschutzmaßnahmen
Risiken
- klimawandelbedingte Temperaturerhöhung, Niederschlagsrückgang und Extremwetterereignisse mit negativen Folgen für Ökosysteme
- Winderosionsgefährdung auf feinsandreichen Böden
- Konflikte beim Ausbau erneuerbarer Energien
- Zunehmende Versieglung durch Flächenverbrauch für Gewerbe- und Wohnraumentwicklung
- Wasserabfluss durch ungepflegte und wenig naturnah entwickelte Wasserkörper teilweise nicht gesichert
- steigende Problematik der Löschwasserbereitstellung
Auqakultur und Fischerei
Stärken
- große Gewässerflächen in der Region
- Fischereibetrieb mit regionaler Verwurzlung
- regionale Produkte als Trendthema
- Wachstumstendenz für Angeln und Fischen in Tourismus und Naherholung
- starke Interessenvertretung in der Region
- überregional vernetztes Entwicklungsbestreben
Schwächen
- große Gewässerflächen mit geringen Fangmengen
- geringe Bekanntheit regionaler Fischprodukte
- fehlende regionale Vermarktungslinien
- geringes Potenzial an Fachkräften
Chancen
- Entwicklung der Bergbaufolgeseen zu fischereilich nutzbaren Gewässern
- Entwicklung nachhaltiger Mobilitätslösungen für Angeln und Fischerei
- Steigerung von Wertschöpfung und Identität durch regionale Fischprodukte und Angelerlebnisse
Risiken
- Interessenkonflikte zwischen Fischereiwirtschaft und anderen Nutzungen an den Seen
- fehlende Finanzkraft/ Umsätze für Investition in nachhaltige Technologie
- Rückschläge bei der Entwicklung eines natürlichen Fischbesatzes in den Bergbaufolgeseen